Infos für Lehrer

Die Menschen glauben viel leichter eine Lüge,
die sie schon hundertmal gehört haben,
als eine Wahrheit, die ihnen völlig neu ist.

Alfred Polgar

Mobbing / Infos für Lehrer

Die Atmosphäre in Ihrer Klasse ist schlecht? Ständig gibt es Auseinandersetzungen, um die Sie sich kümmern müssen, und ein konzentriertes Arbeiten ist kaum möglich? Einer Ihrer Schüler gerät ständig mit den anderen in Streit? Alle beschweren sich über ihn (oder sie) und kritisieren sein (oder ihr) Verhalten?
Oder ist Ihnen aufgefallen, dass einer Ihrer Schüler sich verändert hat, dass seine (oder ihre) Leistungen gesunken sind? Dass er (oder sie) stiller geworden ist, sich nicht mehr am Unterrichtsgeschehen beteiligt?
Neben anderen möglichen Ursachen kann auch eine Mobbingproblematik Auslöser für solche Veränderungen sein.

Als Lehrer sind Sie zunächst einmal auch ein Mitglied der Klassengemeinschaft. Per Definition fällt Ihnen innerhalb dieser Gruppe eine Führungsposition zu. Ist es in Ihrer Klasse zu (fortgeschrittenem) Mobbing gekommen, haben Sie zumindest Teile Ihre Führungsrolle an einen Ihrer Schüler oder an eine Ihrer Schülerinnen abgegeben.

Es ist nicht Ihre Schuld, wenn es in einer von Ihnen betreuten Klasse zu Mobbinghandlungen gekommen ist. Aber es liegt in Ihrer Verantwortung, diese Gewalttaten zu unterbinden. Fakt ist jedoch, dass etwa 80 % aller Mobbingfälle unentdeckt bleiben bzw. dass falsche Interventionsmaßnahmen und Schuldzuweisungen von Lehrern die Situation für die Betroffenen verschlimmern.
Bedauerlicherweise sieht die Lehrerausbildung in Deutschland nicht vor, zukünftige Pädagogen auf Mobbingsituationen innerhalb ihrer beruflichen Tätigkeit vorzubereiten. In Anbetracht der wachsenden Problematik – 500.000 SchülerInnen in Deutschland müssen Mobbingerfahrungen machen – ein eindeutiges Versäumnis. Sie sind also zunächst auf sich alleine gestellt, wenn Sie für sich und Ihre Schüler einen Rahmen schaffen wollen, in dem Mobbinghandlungen keinen Platz haben.
Hier finden Sie Informationen sowie Fortbildungsmöglichkeiten. Informieren Sie sich über Mobbing und entsprechende Präventions- und Interventionsmaßnahmen. Und holen Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen mit ins Boot – denn nur gemeinsam können Sie eine „mobbingfreie Schule“ erschaffen, in der Kinder und Jugendliche zu verantwortlichen Erwachsenen werden.

Leider gibt es kein Schema F, das in wenigen einfachen Sätzen zu erklären wäre. Ein wirkungsvoller Interventionsansatz beginnt immer mit einer gründlichen Situationsanalyse:

  1. In welchem Stadium befindet sich der Mobbingprozess?
  2. Welche Personen haben welche Rolle innerhalb des Systems übernommen?
  3. Welche „Ressourcen“ bietet die Klasse?

Einige häufig gemachte Fehler können aber zu einer Verschlimmerung der Situation führen:

Mobbing wird auf die Persönlichkeit des Opfers zurückgeführt
Mobbingopfer verhalten sich „komisch“, denn sie leben in ständiger Angst vor Angriffen. Sie sind es, die dem Lehrer (z. B. durch Aggression) auffallen – nicht aber die Täter.
Während Täter ihre Aktion planvoll vorbereiten können, bleibt Opfern nur die spontane Reaktion. Als Lehrer bekommen Sie nur die Re-Aktion des Opfers zu sehen und nicht die Provokation des Täters. Fragen Sie sich, wie „beherrscht“ Sie bei einem wiederholten Angriff auf Ihre Würde und Ihre Unversehrtheit reagieren würden, bevor Sie darüber urteilen.

Mobbing wird als „normal“ hingenommen
Konflikte sind „normal“. Rangordnungskämpfe sind „normal“. Mobbing bedeutet aber weder das eine noch das andere. Konflikte bzw. Rangordnungskämpfe stehen allerdings oft am Beginn von Mobbingverläufen (Evaluierungsphase). Die Aufgabe besteht darin, dafür zu sorgen, dass aus diesem „normalen“ Verhalten kein Mobbingprozess (Konsolidierungs-/Manifestierungsphase) erwachsen kann, der das Opfer und die Stimmung in der Klasse massiv und langanhaltend schädigt.

Gegen Mobbing kann man nichts machen
Wer die Kompetenz besitzt, diesen gruppendynamischen Prozess rechtzeitig zu erkennen und die inneren Abläufe auch auf emotionaler Basis verstanden hat, kann Mobbing stoppen. Zum Beispiel muss ein Bewusstsein darüber bestehen, dass Worte und abwertendes Verhalten gegen eine Person genauso verletzend sein können wie Schläge. Vorgelebte und von den Schülern eingeforderte wertschätzende Kommunikation ist ein erster wichtiger Schritt!

DOWNLOAD

Anregungen zur Unterrichtsgestaltung
stehen Ihnen ab sofort zum kostenlosen Download zur Verfügung.
(PDF-Datei)