Infos für Schüler

Mobbing / Infos für Schüler

Du hast den Weg hierher gefunden, weil Du Dich über Mobbing informieren möchtest. Der erste Schritt in die richtige Richtung liegt damit bereits hinter Dir und Du bist Deinem Ziel ein Stück näher gekommen. Du fragst Dich, ob das, was mit Dir geschieht – oder mit jemandem in Deinem Umfeld – Mobbing sein könnte? Dann helfen Dir die folgenden Infos weiter.

Mut steht am Anfang des Handelns.
Glück am Ende.

Demokrit, griechischer Philosoph, 4. Jhdt. v. Chr.

SITUATION 1: Du fühlst dich in Deinem Klassenverband nicht wohl? Du hast das Gefühl, nicht dazuzugehören? Ausgegrenzt zu werden? Die anderen machen sich über Dich lustig, sie reden nicht mit Dir, schauen weg, wenn Du kommst, oder verdrehen die Augen? Du fragst Dich, was Du falsch gemacht hast oder was an Dir nicht stimmt, dass die anderen Dich so behandeln?

Es sind nicht immer die großen Dinge, die geschehen müssen, damit wir von Mobbing sprechen können. Wenn Du das Gefühl hast, dass Dich keiner Deiner Klassenkameraden mag, dass Du nicht gut genug für sie bist, und wenn Dich das traurig macht, dann ist das ein ausreichender Grund, um mit jemandem darüber zu reden und Dir Hilfe zu holen. Du musst nicht warten, bis „wirklich etwas geschieht“. Aber Du solltest mit jemandem über Dein Gefühl sprechen, dem Du vertraust. Das können Deine Eltern sein, Dein Lehrer, ein Sozialarbeiter an Deiner Schule, ein älterer Bruder oder eine ältere Schwester, eine Tante, ein Onkel – egal. Such Dir jemanden, von dem Du weißt, dass er Dir erst einmal gut zuhören wird und darum bemüht ist, Dich zu verstehen. 
Falls Dir in Deinem privaten Umfeld niemand einfällt, dann kannst Du Dich auch zunächst an eine Organisation wenden, in der Menschen sitzen, die sich mit dem Problem auskennen und die Dir zuhören und Dich unterstützen. Geeignete Adressen findest Du unter Links.

Es gibt kein Patentrezept gegen Mobbing, keinen ultimativen Tipp, der immer funktioniert. Aber leider ist es sehr oft so, dass Du die Rolle des Gemobbten nicht aus eigener Kraft und ganz alleine abstreifen kannst. Dafür brauchst Du Unterstützer!
Ums Reden kommst Du also nicht herum. Aber es liegt in Deiner Macht, Dir die Person auszuwählen, der Du Dich anvertraust, und Zeitpunkt und Ort selbst zu bestimmen. Bereite Dich auf das Gespräch vor. Überlege Dir, was Du sagen möchtest. Du kannst Dir vorher die Situationen notieren, in denen Du Dich von anderen verletzt fühltest. Schreib auf, wer daran beteiligt war, was geschehen ist, wann und wo. Das wird Dir ein Gefühl von Sicherheit geben. Du kannst Dir auch einige Internetseiten aufschreiben, auf denen Du Dich umgesehen hast (diese hier zum Beispiel), und Deinen Gesprächspartner bitten, sich ebenfalls dort Informationen zu beschaffen. Denn wer etwas gegen Mobbing unternehmen will, der sollte das nicht unvorbereitet und ohne die nötigen Kenntnisse tun! Unter Links findest Du weitere hilfreiche Adressen.
Bitte die Person Deines Vertrauens auch darum, nichts ohne Deine Einwilligung zu unternehmen. Du solltest über jeden geplanten Schritt Bescheid wissen und damit einverstanden sein. Wenn Dir irgendetwas Bauchweh bereitet, dann sag das!

In Deutschland haben wir eine Schulpflicht. Daraus resultiert aber auch Dein Recht auf Schutz! Du hast ein Recht darauf, ohne Angst zur Schule zu gehen!
Vielleicht hilft es Dir, wenn Du Dir bewusst machst, dass Du nicht alleine bist! Etwa 500.000 Schüler in Deutschland erleben Mobbing. Das bedeutet rein statistisch, dass es in jeder Schulklasse ein Mobbingopfer gibt. Mobbing ist kein individuelles Problem. Es hat also nichts damit zu tun, wie Du bist, sondern ausschließlich damit, wie Eure Klassengemeinschaft funktioniert – oder eben nicht funktioniert.

pic_buch

Fünf Minuten Hilfe sind besser als zehn Minuten Mitleid.

Armenisches Sprichwort

SITUATION 2: In Deiner Klasse ist jemand, der ständig von den anderen gezankt wird? Der oder die tut Dir leid und Du hast das Gefühl, etwas dagegen unternehmen zu müssen?
Aber was kann ein Einzelner schon tun?, fragst Du Dich vielleicht. Womöglich hast Du sogar Angst, Dich schützend vor Deine Klassenkameradin oder Deinen Klassenkameraden zu stellen, weil Du befürchtest, damit selbst zur Zielscheibe für die anderen zu werden. Diese Ängste sind verständlich und eventuell noch nicht einmal völlig unbegründet. Trotzdem gibt es eine Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten:

Du kannst Dir sicher sein, dass noch mehr Deiner Klassenkameraden so denken und fühlen wie Du. Aber keiner traut sich darüber zu sprechen. Die meisten Menschen reden sich in solchen Situationen gerne ein, dass sie ja nichts dafür können, dass sie sich raushalten und nichts damit zu tun haben, dass sie alleine ohnehin nichts ausrichten können. Aber Ihr seid nicht allein! Ihr seid ganz viele! In der Regel gibt es in einer Klasse einen Mobber, der manchmal noch einen oder zwei Unterstützter/Assistenten hat, und ein Opfer (selten zwei). Alle anderen fühlen und denken so wie Du! Der eine vielleicht mehr, der andere weniger, aber alle wissen letztendlich, dass da etwas läuft, was nicht in Ordnung ist und niemand fühlt sich in dieser Situation wirklich wohl. Wenn Ihr Euch zusammenschließt – und nur dann –, könnt Ihr dafür sorgen, dass sich die Stimmung in Eurer Klasse wieder verbessert und dass niemand mehr ausgegrenzt und schikaniert wird. Überlege Dir also, mit wem aus Deiner Klasse Du über Dein Gefühl reden kannst und willst. Du kennst Deine Klassenkameraden und weißt, bei wem Du auf offene Ohren stößt. Wenn Ihr zu zweit, zu dritt, zu viert seid, ist es einfacher, sich schützend vor das Opfer zu stellen. Und dazu braucht es keiner großen Worte. Es reicht vielleicht schon, wenn Ihr in der Pause, auf dem Schulhof in der Nähe des Opfers steht, es nicht alleine lasst – und gegebenenfalls schnell Hilfe holt!

Oder sprich Deinen Klassenkameraden, Deine Klassenkameradin an, von dem oder der Du das Gefühl hast, es geht ihm/ihr nicht gut. Frage, ob Du helfen kannst. Biete an, mit ihm oder ihr gemeinsam zum Lehrer zu gehen. Die anderen müssen das nicht mitbekommen. Oft fehlt es einfach nur an Zeugen. Niemand will etwas gesehen haben, alle halten den Mund, wenn dem Opfer die Schuld in die Schuhe geschoben wird. Wem soll der Lehrer also glauben? Dem Opfer, das alleine vor ihm steht? Oder dem Rest der Klassengemeinschaft. Deshalb ist es so wichtig, dass jemand die Wahrheit sagt!

Manchmal ist es schwer, das Vertrauen des Betroffenen zu gewinnen. Wenn das Mobbing schon eine Weile anhält, wenn schon mehrere Übergriffe stattgefunden haben, dann neigen viele Menschen dazu, jeder Kontaktaufnahme von anderen misstrauisch gegenüber zu stehen. Es kann also sein, dass sich Dein Klassenkamerad, Deine Klassenkameradin zunächst abwehrend Dir gegenüber verhält, weil er/sie eine weitere Gemeinheit erwartet. Also sage ehrlich, dass Du helfen willst! Sprich auch über Deine Gefühle! Sage, dass Du Dich ebenfalls unwohl fühlst und willst, dass das aufhört! Wenn nötig, sage es auch mehrmals!

Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern
als ihr treu zu bleiben.

Friedrich Hebbel

SITUATION 3: In Deiner Klasse gibt es jemanden, den Du absolut nicht leiden kannst? Und Du hast Dir einen Spaß daraus gemacht, auf Kosten des- oder derjenigen ein paar Scherze zu treiben? Deine Klassenkameraden haben darüber gelacht – und das war Dein Anreiz, damit weiterzumachen und Dir immer wieder etwas Neues auszudenken? Du hast es genossen, die Anerkennung der anderen zu spüren, weil Du den langweiligen Schulalltag für alle etwas spannender gestaltet hast. Doch jetzt fühlst Du Dich damit plötzlich gar nicht mehr wohl … 

… denn Du hast gemerkt, dass es Deinem Klassenkameraden, den Du auf dem Kieker hast, damit echt nicht gut geht. 

… denn Du fühlst Dich unter Druck, immer und immer weiter zu machen, obwohl Du allmählich die Lust daran verloren hast und es Dich stresst.

… denn Du denkst, dass die anderen von Dir erwarten, dass Du Deiner Rolle weiter gerecht wirst, obwohl Du das gar nicht mehr willst. 

… denn Du merkst, dass das, was Du am Anfang für Spaß gehalten hast allmählich gar nicht mehr so witzig ist. 

Eine einmal eingenommene Rolle abzulegen, kann ganz schön schwer sein. Vielleicht hast Du Angst, dass sich Deine Position in der Gruppe (wieder) verschlechtert, wenn Du nicht täglich neu beweist, was Du drauf hast. 

Auch Du kannst Dir Hilfe von einem Erwachsenen holen. Wende Dich an Deinen Lehrer, den Sozialarbeiter Deiner Schule oder Deine Eltern. Erkläre ihnen, dass Dir die Sache über den Kopf gewachsen ist, dass sich aus dem anfänglichen „Spaß“ etwas Ernstes entwickelt hat, das Du so nicht willst. Auch auf diese Weise kannst Du Mut und Stärke beweisen, die Deine Klassenkameraden vielleicht sogar mehr beeindruckt als weitere Demütigungen und Schikanen! Und auch Dir helfen diese Organisationen weiter, unterstützen Dich und geben Dir Tipps, wie Du am besten aus Deiner Rolle wieder rauskommst.